Sklavenhaus Crispus

Sklavenhaus Crispus

Sonntag, 14. September 2014

Schutt und Asche




Jeden Tag geht sie zur Baustelle, steht zwischen Steinen, Sandhaufen, Holzbalken und sonstigem Baumaterial herum. Wahrscheinlich ist sie es, die dafür sorgt, dass es langsamer voran geht, da sie ständig was zu nörgeln hat, hier wollte sie ein grösseres Fenster und dort gar keines.
Immerhin hatte man mit dem Wiederaufbau des Ludus angefangen.
Es waren einige unbeschwerte Tage im Landhaus gewesen. Sie hatten einige Gäste dort, haben gefeiert, das Leben in vollen Zügen genossen.
Währenddessen allerdings haben die Priesterkönige wohl Victoria verlassen, vielleicht konnten sie es nicht mehr ertragen, was sie dort täglich sehen mussten.
Auf dem Weg zurück nach Victoria hörte sie schon davon, hörte, dass es einen Aufstand gab, viele Tote, doch dass die Aufständischen ihren Ludus nicht verschont hatten, das glaubt sie erst, als sie dort steht, inmitten dem Schutt, dem Staub, der Asche.
Es gibt nicht viel, was Lucia erschüttern kann, die Trennung von Gaius war ärgerlich, doch sie waren beide so wütend aufeinander, sie ist es immer noch, doch das haut eine Lucia nicht aus den Latschen, schliesslich kam sie ziemlich gut weg bei der Geschichte, da er ihr Landhaus und Ludus überlassen hatte. Den Ludus, welcher nun nur noch ein Haufen Steine, verbrannter Balken war, aus dem hier und dort noch Rauch steigt.
Nach anfänglicher Fassunglosigkeit und einigen Tagen in Schockstarre im Haus ihrer Mutter krempelt sie die Ärmel hoch, geht Pavidus ziemlich auf die Nerven, damit der Ludus schnell wieder aufgebaut wird.
Und da war Titus, dieser junge Schriftgelehrte, das angebliche Mündel ihrer Mutter, recht grün wohl noch hinter den Ohren. Sie weiss nicht so recht, wie sie mit ihm umgehen soll, ja, er ist ebenso wie sie ein Kind ihrer Mutter, und doch ist er nicht wie Illarion.
Illarion und sie haben den gleichen Vater, wachsen zusammen auf, haben sich gegenseitig verpetzt und beklaut und doch geliebt.
Titus trägt blau, er ist nicht wie sie, nicht wie Illarion, und Lucia befürchtet, dass er mehr sein Vater sein könnte.
Es ist eng im Haus ihrer Mutter, schliesslich mussten dort auch alle Gladiatoren und Sklavinnen des Ludus unterkommen, welche Lucia nun für die Baustelle abberufen hat.
Natürlich vermisst sie Gaius, denn dann würde der Ludus sicher schon morgen wieder aufgebaut sein, doch der ist in Rovere, weiss von all dem nichts und Lucia ist die Tochter ihrer Mutter, es wird nicht gejammert und nicht liegen geblieben, sondern das Kinn erhoben und weiter gegangen.
Irgendwas passiert oben an der Curia, Absperrungen, Wachen. Arreconius, ihr neuer Schwager hat etwas damit zu tun, erfährt sie. Gestern fand die Trauerfeier statt für die vielen Toten und Tasdron, dem Administrator, ja, den hat es auch erwischt.
Vieles muss nun neu geregelt werden, gestern eine Ratsversammlung.
Und da ist noch Lomerus, dieser zurückhaltende Medicus, welcher die letzten Tage versucht hat, das Chaos zu ordnen. Gut, dass er da ist.