Das ist also die Villa. Luc schaut sich um. Sie ist
weitläufig. Prachtvoll. Übertrieben, also völlig angemessen für seine
Ansprüche. Der Rarius, der lange Zeit Kommandant in Kasra war, ist mit seinem
Weib Elaine in Ar eingetroffen, seiner künftigen Heimat. Und es entbehrt nicht
einer gewissen Ironie, dass er, der in Telnus auf Cos geboren ist, nun diese
Stadt erreicht. Hier hat sein Weib Familie, und der Gefährtenvertrag sichert
ihm, Luc, einigen Besitz in Ar zu.
Der Weg hierhin war lang und kurvenreich. Manchmal steinig.
Er führte über Turmus und Jorts Fähre, über Port Kar und viele andere Stationen
in die Stadt der Städte. Und diese gilt es nun vom Joch der Besatzer zu
befreien. Ar seinen Heimstein zurück zu bringen – und Luc ist in dieser
Bewegung mit engagiert, hat seine nachrichtendienstlichen Kenntnisse mit
eingebracht. Und nun ist bekannt, wo der Arer Heimstein versteckt gehalten
wird. Und Luc hegt die Hoffnung, dass ihm für seine Unterstützung die Ehre
zuteil wird, bald Bürger von Ar zu werden und einen angemessenen Posten in der
Armee zu erhalten.
Dass er, der von Cos stammt, sein Schwert nun gegen den
Inselstaat richtet – wer hätte das gedacht. Dahinter steht eine lange
Geschichte von Verrat, Intrige und Verbannung, von der Entmachtung seiner
Familie, deren Tod vielleicht oder ihre Versklavung – genau kennt er das
Schicksal nicht, aber er macht sich keine Illusionen darüber. Natürlich nicht.
Er tritt vor den großen Kartentisch in seinem künftigen
Arbeitszimmer, streicht mit der Hand über die dort ausgelegten Papiere. Er
kämpfte gegen die Truppen von Ar. Er kämpfte auch gegen die Krieger der
Exil-Legion. Aber in der Tahari, an dessen Grenze er lange lebte, sagt man,
dass der Wind über Nacht die Dünen manchmal so verweht, dass man die Landschaft
nicht wiedererkennt. Die Fischer von Cos sagen, dass niemand weiß, wohin
der Wind einen Morgen bringt. Und sein Kodex sagt, dass Ehre viele Stimmen und Lieder hat. Er sagt außerdem, dass er das Recht hat, den zu töten, der Stahl gegen ihn erhoben hat. Nun, Cos hat das dereinst getan: den bezahlten Stahl von lumpigen Mördern, die nicht talentiert und stark genug waren, ihre Aufgabe zu erfüllen. Nicht einmal einen Mann der Schwarzen Kaste hatten sie ihm auf den Hals geschickt. Lange her, doch niemals vergessen.
„Für Ar“, murmelt er also und schiebt die Figuren auf dem
Kartentisch, die Legionen und Schiffe darstellen, Tarntruppen und schwere
Reitereinheiten den Vosk hinunter und von dort über das Thassa bis nach Cos und
seine Inselgruppen. „Für Ar“, wiederholt er. „Und für meine Rache.“
Na, das ist doch mal ein passendes Auftreten eines würdigen Feindes.
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