Sklavenhaus Crispus

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Sonntag, 3. November 2013

Der Heimstein und die Gefangene







Seit einigen Hand war sie nun schon in Selnar auf Cos. Sie hatte Glück gehabt, niemand zweifelte offenbar an dem, was sie ihnen über ihre Herkunft, Brundisium, erzählt hatte. Sie hatte noch mehr Glück, schon am ersten Tag dem etwas einfach gestrickten Lucius, ein Rarius der Leibgarde des Ubar Lurius, über den Weg zu laufen, Glück auch, dass sie ihre Arbeit in der Heilerei auf Cos sofort antreten konnte. So viel Glück.

Lucius kam auch sofort mit einem Anliegen zu ihr in die Heilerei, und mit ihren speziellen Behandlungsmethoden bei ihm, brachte sie ihn dazu, dass er jeden Tag kam, gerne kam, schon bevor sie ihre Türen öffnete, lungerte er bereits erwartungsvoll vor der Heilerei herum. Cäcilia, die Heilerin aus Ar, eine spröde kluge Frau, fernab von allen weltlichen Genüssen, hatte sie nur ein Ziel, eine Aufgabe, der Grund warum man sie nach Cos geschickt hatte, der Heimstein von Ar, dieser kleine unscheinbare Stein von so grosser Bedeutung.

Sie erfuhr recht schnell , dass er sich tatsächlich in Selnar befand, wie vermutet, in der Nähe des Ubar, welcher sich vielleicht tagtäglich an dieser Trophäe aller Trophäen ergötzte. Dank Lucius durfte sie sogar schon einen Blick darauf werfen. Da war er, in der Festung des Ubar, ausgestellt, so nah..sie stand direkt davor, zum Greifen nah. Sie konnte es kaum erwarten, diesem mysteriösen Mann, welcher sie vor einigen Fingern aufgesucht hatte, davon zu berichten. Er kam aus Ar, vertrat die Interessen des Widerstandes in Ar, so viel wusste sie. Doch etwas musste geschehen sein, sie begegnete ihm nie wieder. Sie war jeden Tag die Wege abgegangen an den Weinbergen entlang, an den Hafen, nichts, er blieb verschwunden, so wie auch seine Begleitung, die Heilerin Arsia und deren Kajira.

So musste sie warten, Tag für Tag, es würde wieder jemand kommen aus Ar, doch bis dahin tat sie ihre Arbeit, versorgte die Menschen in Selnar ihrem Kodex entsprechend, nur bei Lucius, dem sie eine Krankheit untergejubelt hatte, die er gar nicht hatte, wich sie wegen der besonderen Umstände davon ab. Er hatte ihr versprochen, ihr den Weg in die Festung des Ubars zu ebnen, welcher wegen seiner Fettleibigkeit an schmerzenden Füssen litt und keinem Heiler traute, sondern eher der Wirkung des cosianischen Weins.

Eines Tages kam sie in die Heilerei und fand eine bewusstlose freie Frau auf der Behandlungsliege vor, ihre blaue Robe aus feinstem Material, wie Cäcilia mit einem Blick erkannte war schmutzig, zerknittert, sie trug diese wohl schon seit einigen Fingern. Cäcilia runzelte die Stirn, war es die Gefangene, deren verzweifeltes Rufen sie vor einer Hand aus dem Kennel gehört hatte? Zwei Wachen standen vor dem Eingang der Heilerei, sie musste die Gefangene aus dem Kennel sein. Cäcilia untersuchte die Freie, sie hatte kaum noch Puls, war weiss, wie die Mauern in Ar, ihre schön geschwungenen Lippen bläulich verfärbt. Sofort leitete sie Massnahmen ein, das Leben der Freien zu retten, mit Erfolg, und sie entdeckte den hässlichen Striemen an ihrem Hals.

Amira öffnete matt ihre Augen unter flatternden Lidern, sie lebte und ihr Puls begann, sich langsam wieder zu normalisieren. Sie war verzweifelt, und der einzige Ausweg, den Amira gesehen hatte, war der Tod. Amira begann zu reden, ihr zu erzählen, was passiert war und warum. Cäcilia erfuhr, dass es sich um Amira, die Gefährtin des ehemaligen Administrators aus Turmus handelt. Und zum ersten Mal, seit sie auf Cos war, erzählte auch Cäcilia, wer sie wirklich war. Sie wusste, dass es gefährlich war, doch Amira war eine starke Persönlichkeit, welche lieber den Tod wählte, als Verrat zu begehen.
Cäcilia erzählte den Wachen vor der Tür, dass Amira noch einige Zeit in der Heilerin bleiben musste, Ruhe brauchte, um zu überleben.

Einige Tage konnte sie Amira noch schützen vor erneuten Verhören, und vielleicht kam ja auch endlich der ersehnte Bote aus Ar, und vielleicht konnten sie Amira irgendwie helfen, deren grösste Angst es war, dass Cato sie hier suchen würde, sich in grosse Gefahr begeben würde, ihretwegen. So machte sich Cäcilia  in ihren freien Stunden auf die Suche, hielt Augen und Ohren offen, erzählte jedem, dass sie eine Gefangene aus Turmus in der Heilerei hatte, in der Hoffnung, dass einer darunter war, dem diese Gefangene aus Turmus am Herzen lag. Mehr konnte sie erstmal nicht tun für Amira.

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