Sklavenhaus Crispus

Sklavenhaus Crispus

Sonntag, 3. November 2013

Angekommen in der neuen Heimat




Das ist also die Villa. Luc schaut sich um. Sie ist weitläufig. Prachtvoll. Übertrieben, also völlig angemessen für seine Ansprüche. Der Rarius, der lange Zeit Kommandant in Kasra war, ist mit seinem Weib Elaine in Ar eingetroffen, seiner künftigen Heimat. Und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass er, der in Telnus auf Cos geboren ist, nun diese Stadt erreicht. Hier hat sein Weib Familie, und der Gefährtenvertrag sichert ihm, Luc, einigen Besitz in Ar zu.

Der Weg hierhin war lang und kurvenreich. Manchmal steinig. Er führte über Turmus und Jorts Fähre, über Port Kar und viele andere Stationen in die Stadt der Städte. Und diese gilt es nun vom Joch der Besatzer zu befreien. Ar seinen Heimstein zurück zu bringen – und Luc ist in dieser Bewegung mit engagiert, hat seine nachrichtendienstlichen Kenntnisse mit eingebracht. Und nun ist bekannt, wo der Arer Heimstein versteckt gehalten wird. Und Luc hegt die Hoffnung, dass ihm für seine Unterstützung die Ehre zuteil wird, bald Bürger von Ar zu werden und einen angemessenen Posten in der Armee zu erhalten.

Dass er, der von Cos stammt, sein Schwert nun gegen den Inselstaat richtet – wer hätte das gedacht. Dahinter steht eine lange Geschichte von Verrat, Intrige und Verbannung, von der Entmachtung seiner Familie, deren Tod vielleicht oder ihre Versklavung – genau kennt er das Schicksal nicht, aber er macht sich keine Illusionen darüber. Natürlich nicht.

Er tritt vor den großen Kartentisch in seinem künftigen Arbeitszimmer, streicht mit der Hand über die dort ausgelegten Papiere. Er kämpfte gegen die Truppen von Ar. Er kämpfte auch gegen die Krieger der Exil-Legion. Aber in der Tahari, an dessen Grenze er lange lebte, sagt man, dass der Wind über Nacht die Dünen manchmal so verweht, dass man die Landschaft nicht wiedererkennt. Die Fischer von Cos sagen, dass niemand weiß, wohin der Wind einen Morgen bringt. Und sein Kodex sagt, dass Ehre viele Stimmen und Lieder hat. Er sagt außerdem, dass er das Recht hat, den zu töten, der Stahl gegen ihn erhoben hat. Nun, Cos hat das dereinst getan: den bezahlten Stahl von lumpigen Mördern, die nicht talentiert und stark genug waren, ihre Aufgabe zu erfüllen. Nicht einmal einen Mann der Schwarzen Kaste hatten sie ihm auf den Hals geschickt. Lange her, doch niemals vergessen.

„Für Ar“, murmelt er also und schiebt die Figuren auf dem Kartentisch, die Legionen und Schiffe darstellen, Tarntruppen und schwere Reitereinheiten den Vosk hinunter und von dort über das Thassa bis nach Cos und seine Inselgruppen. „Für Ar“, wiederholt er. „Und für meine Rache.“

1 Kommentar:

  1. Na, das ist doch mal ein passendes Auftreten eines würdigen Feindes.

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